Schlagwortarchiv für: Holocaustgedenken

Mahnmal für verfolgte und ermordete Zeugen Jehovas

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Die Zeugen Jehovas waren eine der ersten von den Nationalsozialisten verfolgen Gruppen. Unmittelbar nach 1933 stellten sie zwischen 10 und 20 Prozent der KZ-Häftlinge, in frühen Frauenkonzentrationslagern sogar bis zu 50 Prozent. Sie wurden systematisch verfolgt, weil sie das NS-System ablehnten, auf den verbrecherischen Charakter von Anfang an auch international aufmerksam machten und dagegen protestierten sowie die Wehrpflicht und den Kriegsdienst verweigerten. Mindestens 10.700 deutsche Zeugen Jehovas und 2.700 aus den besetzten Ländern Europas erlitten direkte Verfolgung – in Form von Haft, Enteignungen, Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz, Kindesentzug, Folter oder Mord. Über 1.700 Zeuginnen und Zeugen Jehovas verloren durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ihr Leben.

Trotzdem werden sie bis heute in der Öffentlichkeit als Opfergruppe kaum wahrgenommen. Um dies zu ändern, haben die Koalitionsfraktionen gemeinsam mit der CDU/CSU-Fraktion einen interfraktionellen Antrag in den Bundestag einbracht, in dem ein Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa gefordert wird. Es soll am historischen Ort im Berliner Tiergarten errichtet werden, über die Verfolgung dieser Opfergruppe informieren und ihren Beitrag zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus gebührend würdigen. Weiter fordert der Antrag, Defizite in der Aufarbeitung der Geschichte, der öffentlichen Anerkennung und der wissenschaftlichen Erforschung zu schließen.

Wir haben den Antrag in dieser Woche erstmals im Plenum beraten. Weitere Informationen gibt es hier.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Am Mittwoch gedachte der Bundestag in einer Sonderveranstaltung der Opfer des Nationalsozialismus. Seit 1996 wird in der Bundesrepublik Deutschland der 27. Januar als Tag des Gedenkens begangen. Anlässlich dieses nationalen Gedenktages, den Bundespräsident Roman Herzog durch Proklamation Anfang 1996 einführte, wird an die Millionen von Menschen erinnert, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. Das Datum an sich erinnert an die Befreiung der Überlebenden des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945.

Es ist die erste Gedenkstunde seit dem Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag. Mehr als zuvor muss uns dies ein Anlass sein, nicht nur innezuhalten und zu gedenken, sondern auch aufzustehen gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft.

Nach einer Begrüßungsrede von Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble hielt die Holocaust Überlebende Dr. h. c. Anita Lasker-Wallfisch die Gedenkrede. Die 1925 in Breslau geborene Anita Lasker-Wallfisch ist eine deutsch-britische Cellistin und eine der letzten bekannten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz. Ihre Eltern konnten 1939 die älteste Schwester Marianne mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit bringen, wurden aber selbst 1942 deportiert und ermordet. Die beiden anderen Töchter kamen in ein Waisenhaus und mussten in einer Papierfabrik arbeiten. Anita wurde im Dezember 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sie als Cello-Spielerin im Häftlingsorchester mitspielen durfte. Später wurde auch ihre ältere Schwester Renate nach Auschwitz deportiert. Im November 1944 wurden beide Schwestern ins Konzentrationslager Bergen-Belsen transportiert, das am 15. April 1945 von britischen Truppen befreit wurde. 1946 gelang es Anita Lasker nach Großbritannien auszuwandern. Seit vielen Jahren unternimmt sie in Deutschland Vortragsreisen und berichtet vor allem an Schulen von ihrem Schicksal.

Ein ausführliches Portrait von Anita Lasker-Wallfisch können Sie hier nach lesen.

Die Gedenkrede können Sie sich hier ansehen.

Martin Schulz wird Kanzlerkandidat der SPD – Zur Sitzungswoche vom 23.-27.01.2017

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Mit Martin Schulz ist Deutschland bereit für den Wechsel. Vor seiner Nominierung durch den SPD-Parteivorstand am Sonntag besuchte Martin Schulz diese Woche unter großem Beifall die SPD-Bundestagsfraktion. Er steht glaubwürdig ein für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land und für eine Politik, die die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nimmt. Und nicht zuletzt zeigt er klare Kante gegen den Rechtspopulismus und kämpft für unsere offene Gesellschaft. Auch in der Partei ist die Kandidatur von Martin Schulz mit Freude aufgenommen worden. Von vielen Seiten erhalte ich positive Rückmeldungen!

 

Der Entscheidung von Sigmar Gabriel zolle ich großen Respekt. Er hat sein eigenes Interesse an der Kandidatur hinten angestellt. Wir haben in der Großen Koalition viel sozialdemokratische Politik umsetzten können und die Situation von Millionen von Menschen verbessert. Mit der Union kommen wir aber an ein Ende, wenn es darum geht, eine sichere Rente, höhere Löhne und mehr Chancengleichheit im Land zu schaffen. Martin Schulz steht glaubhaft für eine Alternative und den Wechsel in der Bundespolitik. Er wird die SPD zuversichtlich in den Wahlkampf führen.


Die weiteren Themen des Infodiensts sind:

1. Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
2. Politik für inklusives Wachstum
3. Verdopplung des kommunalen Investitionsprogramms zur Sanierung von Schulen
4. Verlängerung Bundeswehreinsätze im Irak und in Mali

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

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In der vergangenen Woche hat die Rede eines AfD-Spitzenpolitikers, in der er die Abkehr des deutschen Gedenkens an die Verbrechen des Nationalsozialismus fordert, für große Empörung gesorgt. Obwohl es zur Strategie der AfD gehört, über gezielte Tabubrüche öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten, bin ich davon überzeugt, dass man als Demokrat zu solchen Aussagen nicht schweigen darf. Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich deswegen dafür entschieden, Björn Höckes Hetzrede ein klares Signal entgegenzusetzen. Mit einer gemeinsamen Fotoaktion bekennen wir uns zum Gedenken an die Ermordung Millionen europäischer Jüdinnen und Juden durch den NS-Staat. Für uns ist das Holocaust-Mahnmal kein Symbol der Schande, sondern es steht für den gemeinsamen Konsens aller deutschen Demokratinnen und Demokraten nach den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs: Nie wieder Faschismus! Dieser Konsens bildete für Nachkriegsdeutschland das Fundament, als gleichberechtigtes Mitglied in die internationale Gemeinschaft der Völker zurückzukehren. Der Kniefall Willy Brandts vor dem Mahnmal zum Aufstand im Warschauer Ghetto oder die Ausschwitzrede Helmut Schmidts: Das waren keine Gesten der Schande, sondern unmissverständliches Bekenntnis zur Schuld des deutschen Volkes und klares Gelöbnis, solche Verbrechen nie wieder zuzulassen.

 

Das Gedenken an den Völkermord und die Verbrechen, die von Deutschland ausgingen, sind für uns eine bleibende Verantwortung. Am Freitag gedachte der Deutsche Bundestag den Opfern des Nationalsozialismus. In diesem Jahr standen die Opfer des NS-Euthanasie Programms im Zentrum der bewegenden Veranstaltung. Der Schauspieler Sebastian Urbinski, der selbst das Down-Syndrom hat, las aus dem Brief, den der 1945 in Hadamar ermordete Ernst Putzki 1943 an seine Mutter verfasst hatte.

 

Bericht und Video zur Gedenkstunde finden Sie hier.