Infodienst – Seite 135 von 150 – Oliver Kaczmarek, Md

Aktuelle Terminhinweise

Wanderung mit dem Roten Rucksack am 8. September in Schwerte
„Orte aufsuchen, an denen besonderes geleistet wird – Menschen kennen lernen, die Besonderes leisten.“ Das Motto der Wanderungen mit meinem Roten Rucksack ist auch im vierten Jahr konstant geblieben. Ich möchte besondere Orte und Menschen aufsuchen, in meinem Roten Rucksack ihre Ideen, Kritik und Vorschläge mit nach Berlin nehmen und ich möchte Ihnen die Gelegenheit geben, mit mir als ihrem Abgeordneten ungezwungen ins Gespräch zu kommen.

Die letzte Wanderung in diesem Jahr findet zu dem Thema „Demokratie und Bürgerbeteiligung im Kreis Unna“ in Schwerte statt. Am vorletzten Badetag im Elsebad werden wir gemeinsam zum AWO Radhotel wandern und über Demokratie und Bürgerbeteiligung im Kreis Unna sprechen (Rundwanderung).
Samstag, 8. September 2012, 13 Uhr
Treffpunkt: Elsebad, Am Winkelstück 113, 58239 Schwerte
Weitere Informationen auf www.roter-rucksack.de

Wanderausstellung des Deutschen Bundestages im Kreis Unna
Vom 17.-21.09.2012 im Zentrum für Information und Bildung
Auf meine Initiative hin präsentiert sich der Deutsche Bundestag in der Zeit vom 17. bis 21. September 2012 mit einer Wanderausstellung im Kreis Unna. In Kooperation mit der Volkshochschule Unna, Fröndenberg und Holzwickede wird die Ausstellung im Zentrum für Information und Bildung, Lindenplatz 1 in Unna zu sehen sein. Am 17. September um 11 Uhr wird die Ausstellung feierlich eröffnet.

Mit der Ausstellung unterstützt der Deutsche Bundestag seit vielen Jahren erfolgreich den Dialog zwischen den Abgeordneten und den Bürgerinnen und Bürgern. Den Menschen werden in besonderer Weise die Aufgaben und die Arbeitsweise des Parlaments und seiner Mitglieder vermittelt. Auf zwanzig Schautafeln werden alle wesentlichen Informationen des Deutschen Bundestages gezeigt. Auf zwei Computerterminals können Filme, multimediale Anwendungen und der Internetauftritt des Deutschen Bundestages angeschaut werden.

Ergänzend zur Ausstellung wird aktuell ein Rahmenprogramm entwickelt, das Diskussionsrunden, Vorträge, Gespräche und Filmabende beinhalten wird. Besonders Schulklassen sind herzlich eingeladen die Woche zum Dialog und Austausch zu nutzen. Einzelheiten zum Programm, Hinweise zu Führungen und weitere Informationen finden Sie demnächst auf www.oliver-kaczmarek.de

Entscheidungen für Europa – Zur Sitzungswoche vom 25.-29.06.2012

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Zu später Stunde hat der Bundestag am Freitag ein Paket verabschiedet, mit dem Deutschland internationalen Vereinbarungen nachkommt und die Finanzmarktkrise einzudämmen versucht. Eine Entscheidung, die sich kein Abgeordneter leicht gemacht hat, da hier substanzielle Fragen von Demokratie und Entschlossenheit gegen die Finanzmarktkrise betroffen waren. Die Inhalte des Paketes aus Europäischem Stabilitätsmechanismus, Finanztransaktionssteuer, Wachstumsprogrammen für Europa sowie Fiskalvertrag habe ich in diesem Info-Dienst beschrieben. Meine Erwägung, trotz Licht aber auch Schatten diesem Paket im Bundestag meine Zustimmung zu geben, habe ich in einem ausführlichen Artikel auf meiner Internetseite beschrieben. Die Debatten werden damit nicht beendet sein, wie mir nicht nur die vielen Zuschriften zeigen, die ich in den nächsten Tagen alle beantworten werde. Grundlegende Fragen müssen weiter diskutiert und entschieden werden, darunter: Wie können die Spekulationen weiter gebändigt und die Finanzmärkte auf ihre eigentliche Funktion konzentriert werden? Wie schaffen wir Zukunftsperspektiven und Arbeit in Europa? Wie halten wir unseren Wohlstand und was heißt das für die Zukunft Europas? Für mich ist klar: die Angriffe auf unsere gemeinsame Währung können wir nur mit mehr Europa und mehr Verbindlichkeit der Staaten erreichen. Ein Zurück in die Nationalstaaterei ist in der globalisierten Weltwirtschaft nicht mehr möglich.

In der vorletzen Woche habe ich meine zweite Innovationstour durch den Wahlkreis gemacht. Unter dem Motto „Lust auf was Neues?!“ habe ich Menschen aufgesucht, die Innovation ermöglichen, weil sie vorweg gehen. In Gesprächen und Betriebsbesichtigungen mit den Schwerpunktthemen „Arbeit für Menschen mit Behinderungen“, „Frauen in Führungspositionen“, „Handwerk und energetische Gebäudesanierung“ habe ich den Kreis Unna als Innovationsstandort erkundet und Handlungsempfehlungen für die Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik mitgenommen.

Nun stehen in Nordrhein-Westfalen die Sommerferien an. Direkt im Anschluss starte ich wie jeden Spätsommer meine Markttour durch den Kreis Unna (22. August – 1. September). Die genauen Termine können Sie rechtzeitig der Presse und meiner Homepage entnehmen. Ende September steht dann auch schon die Nominierung meiner Partei für die nächste Bundestagswahl an, für die ich motiviert und engagiert kandidiere.

Erfreuliches gibt es auch für meinen bisherigen Betreuungswahlkreis zu berichten. Der Kreis Soest hat seit dieser Woche wieder einen SPD-Bundestagsabgeordneten. Der ehemalige Unterbezirksgeschäftsführer Wolfgang Hellmich vertritt nun unmittelbar die Interessen der Soester Bürgerinnen und Bürger. Ich wünsche ihm für die Ausübung seines Mandats viel Glück und Erfolg. Sobald Wolfgang Hellmich seine Arbeitsstrukturen in Berlin und Soest aufgebaut hat, wird er für seinen Wahlkreis direkt Informationen aus Berlin anbieten. Ich bedanke mich für die vielfältigen und interessanten Kontakte in den Kreis Soest.  Meinen Infodienst können Sie gerne auch weiterhin über meine Homepage abonnieren. Für den Kreis Unna ändert sich nichts.

Die Themen dieser Sitzungswoche habe ich im folgenden Infodienst für Sie zusammen gefasst. Der Deutsche Bundestag wird in der Sommerpause voraussichtlich zu zwei Sondersitzungen zusammen kommen, über die ich Sie dann ebenfalls informieren werde. Die nächste reguläre Sitzungswoche des Deutschen Bundestages beginnt am 10. September 2012. Über meine Aktivitäten im Wahlkreis können Sie sich auf meiner Homepage www.oliver-kaczmarek.de informieren.

Ich wünsche Ihnen allen schöne Sommerferien und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Oliver Kaczmarek

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Die Themen:
1. ESM und Fiskalpakt: Notbremse gegen die Krise der Finanzmärkte
2. Pflegereform durchführen
3. Schüler-Bafög einführen
4. Gleichgeschlechtliche Ehen ermöglichen
5. Verlängerung des UNIFIL-Mandates

ESM und Fiskalpakt: Notbremse gegen die Krise der Finanzmärkte

Was ist der Europäische Stabilitätsmechanismus?

Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) ist als internationale Finanzorganisation zur dauerhaften Krisenverhütung in der Eurozone konzipiert. Ursprünglich sollte er ab Mitte 2013 den im Jahre 2010 geschaffenen zeitlich befristeten Euro-Rettungsschirm EFSF ablösen. Angesichts der zwischenzeitlichen Verschärfung der Krise im Euroraum beschloss der Europäische Rat zum Jahreswechsel 2011/12 ein Vorziehen des ESM auf Mitte 2012. Die Europäische-Finanzmarkt-Stabilisierungsfaszilität (EFSF) läuft zunächst parallel dazu weiter.

Der ESM ist mit einem Stammkapital von insgesamt 700 Mrd. € ausgestattet. Anders als bei der EFSF müssen die Mitglieder der Eurozone bis Anfang 2014 einen Teilbetrag von insgesamt 80 Mrd. € einzahlen. Für die restlichen 620 Mrd. €, die so genannten „abrufbaren Anteile“, sagen die Euro-Mitgliedstaaten die jederzeitige Einzahlung auf Anforderung des ESM unwiderruflich zu. Die Anteile der einzelnen Euro-Staaten an den Bareinlagen sowie der von ihnen aufzubringenden Garantiesumme richtet sich nach den jeweiligen Anteilen am Kapital der Europäischen Zentralbank. Der Anteil Deutschlands beträgt gut 27,1 %, dies entspricht 21,7 Mrd. €. Dementsprechend liegen die abrufbaren Anteile für Deutschland bei insgesamt 168,3 Mrd. €.

Zur Gewährleistung des AAA-Ratings für den ESM sind 200 Mrd. € des Stammkapitals als „Übersicherung“ vorgesehen. Das maximale Kreditvergabevolumen des ESM beträgt daher 500 Mrd. €. Die EFSF hat zurzeit ein maximales Vergabevolumen von 440 Mrd. €, von denen knapp 200 Mrd. € bereits durch die Zusagen an Griechenland, Portugal und Irland gebunden sind. Für die Zeit der Parallelexistenz von ESM und EFSF ist zunächst eine maximale Kreditvergabekapazität von insgesamt 500 Mrd. € festgelegt.

Im Bedarfsfall kann der ESM krisenbedrohten Euro-Staaten Hilfen in fünf Formen gewähren: Durch vorsorgliche Kreditlinien, durch Mittel zur Bankenrekapitalisierung, durch Darlehen sowie durch Anleihekäufe auf dem Primär- oder dem Sekundärmarkt. Über Umfang und Form von Hilfen an ein Mitglied wird nur auf dessen Antrag hin entschieden. Sie werden nur gegen „strenge, dem gewählten Instrument angemessene“ Auflagen gewährt. Ein makroökonomisches Anpassungsprogramm kann, muss aber nicht Teil der Auflagen sein. Der ESM sieht ausschließlich rückzahlbare Hilfen für die Nehmerländer vor.

Der ESM sieht vor, dass im sogenannten „Gouverneursrat“ (bestehend aus den Finanzministern der Eurogruppe) Beschlüsse über Hilfeleistungen und Mandatierungen der EU-Kommission zur Aushandlung der entsprechenden Auflagen sowie Beschlüsse zur Veränderung der finanziellen Ausstattung des ESM und des Ausleihevolumens grundsätzlich einvernehmlich gefasst werden. Enthaltungen stehen einer Beschlussfassung nicht entgegen. Im Rahmen seiner haushaltspolitischen Gesamtverantwortung bleibt das Plenum des Deutschen Bundestages jedoch für alle Grundsatzentscheidungen über die Gewährung von Hilfen verantwortlich (Ausnahmen: Eilbedürftigkeit, besonderes Verfahren bei Hilfen durch Anleihekäufe). Die Entscheidung des Deutschen Bundestages bindet den deutschen Vertreter im Gouverneursrat.

Künftige ESM-Darlehen erhalten, ebenso wie die Beistandsdarlehen des IWF (allerdings nachrangig zu diesen), einen bevorzugten Status. Sie müssen vom Schuldner vor allen sonstigen Verbindlichkeiten bedient werden. Zudem müssen ab Anfang 2013 alle in der Eurozone emittierten Staatsanleihen sogenannte „collective action clauses (CACs) enthalten, die gegebenenfalls einen Schuldenschnitt zu Lasten der Inhaber leichter durchsetzbar machen würden.

Was ist der Fiskalpakt?

Die Bewältigung der Staatsschuldenkrise soll durch eine verstärkte Haushaltsdisziplin für ganz Europa begleitet werden. Gleichzeitig ist es erforderlich, die Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung durch gezielte, strukturelle Maßnahmen zur Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und Investitionen zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu verbessern. Der Fiskalvertrag soll dabei einen Baustein darstellen, um die Zielsetzung einer Weiterentwicklung der Wirtschaft- und Währungsunion zu einer fiskalpolitischen Stabilitätsunion dauerhaft zu verwirklichen. Darauf haben sich 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geeinigt. Die Verträge wurden am Freitag durch Bundestag und Bundesrat ratifiziert. Der Bundespräsident hat jedoch angekündigt, die Ausfertigung des Gesetzes bis zu einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über verschiedene Klagen auszusetzen.

Bund und Länder bekennen sich mit den Verträgen zu ihrer gemeinsamen Verantwortung, die Vorgaben des Fiskalvertrages und des reformierten Stabilitäts- und Wachstumspakt zu erfüllen. Sie stimmen darin überein, dass Deutschland mit den verfassungsrechtlich verankerten Schuldenregeln und der begleitenden Einrichtung des Stabilitätsrats bereits umfassende institutionelle und rechtliche Regelungen verabschiedet hat, die die langfristige Tragfähigkeit der Haushalte von Bund und Ländern sichern.

Verhandlungsergebnis Bundesregierung – Opposition:

Die SPD ist überzeugt: Nur wenn die Ursache der Staatsverschuldung in der Finanzmarktkrise erkannt, nur wenn die Abwärtsspirale aus Verschuldung und Rezession, Hoffnungslosigkeit und Protest durchbrochen, nur wenn Konsolidierung durch nachhaltiges Wachstum gestützt wird, kann Europa die Schuldenkrise überwinden. Mit dieser Leitlinie ist die SPD in zum Teil dramatische Verhandlungen mit der Bundesregierung eingetreten.

Wir können heute nicht sagen, ob das erreichte Ergebnis schon ausreicht, um den Zusammenhalt Europas zu bewahren. Jedoch ist in diesen Monaten etwas Entscheidendes passiert: Es ging schon lange nicht mehr nur um eine Zustimmung zum Fiskalpakt. Es ging vor allem darum, der europäischen Krise mit einer anderen Politik zu begegnen. Ein Anfang ist jetzt gemacht. Mit der Verständigung zwischen SPD, Grünen und Bundesregierung über einen europäischen „Pakt für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung“ gesteht die schwarz-gelbe Koalition zugleich das Scheitern ihres bisherigen Krisenmanagements ein.

Blockiert haben Union und FDP lange Zeit die gerechte Besteuerung der Finanzmärkte. In den Verhandlungen hat die SPD-Bundestagsfraktion den Durchbruch zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer erreicht. Das ist ein großer Erfolg der deutschen Sozialdemokratie. Wir erreichen damit, dass die Verursacher der Krise substanziell an den Kosten ihrer Überwindung beteiligt werden. Die Bundesregierung hat in einem Kabinettsbeschluss klargestellt, dass sie das umfassende Modell einer Besteuerung insbesondere von Aktien, Anleihen, Investmentanteilen, Divisentransaktionen sowie Derivatekontrakten zugrunde legt. Sie stellte zudem klar, dass sie die Steuer nun durch die Verstärkte Zusammenarbeit von neun gleichgesinnten EU-Mitgliedstaaten auf den Weg bringt. Die Bundesregierung hat außerdem einem verbindlichen Zeitplan zugestimmt. Auf dem letzten Treffen der Finanzminister der Eurozone wurde der erste Schritt schon unternommen und festgestellt, dass die Zustimmung aller 27 Mitgliedstaaten für den Richtlinienentwurf der Kommission nicht zu erreichen ist. Zehn Partner für die Verstärkte Zusammenarbeit haben sich jetzt zum Handeln bereit erklärt. Unverzüglich soll es jetzt zu einem Antrag auf Verstärkte Zusammenarbeit kommen, mit dem Ziel, das Gesetzgebungsverfahren bis Ende 2012 abzuschließen.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat außerdem erreicht, dass die Bundesregierung sich zu erheblichen Impulsen für höhere Investitionen in Wachstum und Beschäftigung bekennt. Dazu gehört, dass nicht abgerufene Mittel aus den Strukturfonds der laufenden Finanzperiode rasch und gezielt für wachstums- und beschäftigungsfördernde Maßnahmen eingesetzt werden. Außerdem darf es bei den Verhandlungen über den neuen mittelfristigen Finanzrahmen 2014-2020 zu keinen Kürzungen bei den Investitionen in den Struktur- und Kohäsions- und im Sozialfonds kommen. Weiter wird die Bundesregierung eine Kapitalaufstockung der Europäischen Investitionsbank um 10 Mrd. Euro anstreben, was zu Investitionen von bis zu 180 Mrd. Euro führt. Auch das Programm für europäische Projektanleihen soll bei Bedarf bis Ende 2013 auf bis zu 1 Mrd. Euro aufgestockt werden, womit Investitionen von 18 Mrd. Euro zu erreichen sind. Schließlich wird das Recht der Jugendlichen auf Ausbildung und Arbeit gestärkt, wozu ein Ausbildungsplatz oder ein Arbeitsangebot spätestens 4 Monate nach Verlassen der Schule oder nach Eintritt in Arbeitslosigkeit gehört.

SPD und Grüne haben außerdem durchgesetzt, dass Bundestag und Bundesrat sowohl beim ESM als auch beim Fiskalpakt umfassend beteiligt werden. Beim ESM bedeutet das, dass der Bundestag – wie schon beim EFSF – den wesentlichen Entscheidungen vorab zustimmen muss, bevor die Bundesregierung oder ein deutscher Vertreter in Brüssel und Frankfurt grünes Licht geben können. Für den Fiskalpakt werden wir im Fiskalpaktratifizierungsgesetz sicherstellen, dass der Bundestag frühzeitig, fortlaufend und vor allem schriftlich informiert wird. Gegen erheblichen Widerstand der Koalition wird das Gesetz über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Bundestag in Angelegenheiten der Europäischen Union (EUZBBG) schon in dieser Woche dahingehend geändert, dass die Bundesregierung den Bundestag auch über Eurogipfel und Initiativen der Eurogruppe schriftlich unterrichten muss. Das gilt sowohl für die Anwendung des Fiskalpaktes als auch für alle anderen Angelegenheiten, die dort besprochen werden. Damit ist ein erster Schritt zur Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 19. Juni getan. Eine umfassende Reform der Beteiligungsrechte des Bundestages wird bis Ende des Jahres erfolgen.

Das gemeinsame Papier der Bundesregierung und der Bundestagsfraktionen über einen Pakt für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung finden Sie unter: http://www.spd.de/linkableblob/73516/data/20120621_pakt_wachstum_beschaeftigung.pdf

Verhandlungsergebnis Bundesregierung – Bundesländer:

Zur Voraussetzung für einen Beschluss des ESM im Bundestag hatte die SPD die Einigung zwischen Bund und Ländern über die innerstaatliche Umsetzung des Fiskalvertrages gemacht. Diese Einigung wurde am vergangenen Sonntag mit einem eindeutigen Verhandlungserfolg der SPD-geführten Länder erreicht:

Die verfassungsrechtlich geschützte Haushaltsautonomie der Länder wird nicht beeinträchtigt. Die Länder tragen keine Verpflichtungen, die über die bisher geltende Schuldenregel des Grundgesetzes hinausgehen. Der Bund haftet für den Fiskalvertrag im Außenverhältnis, wozu bis 2019 etwaige Sanktionszahlungen bei Verstößen gehören. Bund und Länder legen 2013 erstmals gemeinsame Anleihen, so genannte „Deutschlandbonds“, auf, die den Ländern niedrigere Zinsen ermöglichen und die auch im Zuge eines sich durch Verschuldungsgrenzen verkleinernden Anleihemarktes ökonomisch sinnvoll sind. Schließlich erhalten die Länder zusätzliche Investitionsmittel für den Kitaausbau in Höhe von 580,5 Mio. Euro und eine Erhöhung der Betriebsmittel um 75 Mio. Euro. Eine Neuordnung der Eingliederungshilfe soll in der nächsten Legislaturperiode erfolgen, mit dem Ziel, die Kommunen hier deutlich zu entlasten.

Beschluss des SPD-Parteikonvents:

Der SPD-Parteikonvent hat am 16. Juni 2012 in einem Beschluss zum Fiskalpakt unsere Forderungen für mehr Wachstum und Beschäftigung in Europa formuliert. Dieser sieht ein grundsätzliches Ja zum Fiskalpakt unter folgenden Bedingungen vor: Einführung einer Finanztransaktionssteuer, eines Programms gegen Jugendarbeitslosigkeit in Europa sowie eines Wachstums- und Investitionsprogramms. Zudem fordern wir ein Instrument zum Abbau von Altschulden in Form eines Schuldentilgungsfonds. Hinsichtlich der Beteiligung von Ländern und Kommunen soll der Bund zudem alle Kosten übernehmen, die über die bereits vereinbarte Schuldenbremse hinausgehen.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Beteiligung der Länder und Kommunen, die zusätzliche Belastungen durch den Fiskalpakt befürchten. Die SPD forderte, dass der Bund die Kosten übernehmen solle, die über die bereits vereinbarte Schuldenbremse hinausgingen.

Den Beschluss des SPD-Parteikonvents vom 16. Juni 2012 finden Sie unter: http://www.spd.de/linkableblob/73340/data/beschluss_europa_konvent2012.pdf

Pflegereform durchführen

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Die Pflegeversicherung hat sich als solidarische und paritätisch finanzierte Sozialversicherung bewährt. Die Entscheidung der Bundesregierung, eine freiwillige private Zusatzversicherung Pflege einzuführen, ist falsch. Der sogenannte „Pflege-Bahr“ benachteiligt Geringverdiener und nutzt nur Besserverdienenden. Die Zusatzversicherung kommt überproportional denen zugute, die durch ein hohes Einkommen sowieso am besten vorsorgen können. Menschen mit geringen Einkommen können die zusätzlichen Eigenleistungen oft nicht aufbringen und die Förderung nicht in Anspruch nehmen. Darüber hinaus ist das Produkt gerade für ältere Menschen höchst unattraktiv. Die Versicherungsprämien sind nach Alter gestaffelt und steigen mit zunehmenden Alter stark an. Gerade für die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre wird demnach eine solche Versicherung unattraktiv.

Die schwarz-gelbe Koalition drückt sich mit ihrem Pflege-Bahr vor der Aufgabe, die Finanzierung der Pflegeversicherung auf eine langfristige solide Grundlage zu stellen. Die Pflegepolitik muss auf den demographischen Wandel vorbereitet werden. In ihrem Antrag fordert die SPD-Bundestagsfraktion die Bundesregierung daher auf, einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Der Pflegebedürftigkeitsbegriff muss reformiert werden: Dementiell erkrankte Menschen, psychisch Kranke und pflegebedürftige Kinder sollen dabei berücksichtigt werden. Die Pflegeberatung ist auszubauen. Pflegepersonen müssen durch Beratung und die bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf unterstützt werden. Pflegekräfte brauchen bessere Arbeits- und Entwicklungsbedingungen: Dazu gehören eine reformierte und gebührenfreie Ausbildung, höhere Bezahlung und geregelte Weiterbildungsmöglichkeiten. Weiterhin ist die kommunale Pflegeinfrastruktur auszubauen. Vor allem die häusliche Pflege muss unterstützt werden. Schließlich muss eine Bürgerversicherung für die Pflege eingeführt werden.

Den Antrag der SPD-Bundestagsfraktion finden Sie unter: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/099/1709977.pdf

Schüler-Bafög einführen

Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwachen Familien machen weiterhin zu selten Abitur. Damit sie nicht aus wirtschaftlichen Gründen nach dem Abschluss nach der 10. Klasse eine Berufsausbildung oder Erwerbstätigkeit aufnehmen, bedürfen sie finanzieller Unterstützung. In ihrem Antrag fordert die SPD-Bundestagsfraktion die Bundesregierung auf, das BaföG auf alle bedürftigen Schülerinnen und Schüler ab der zehnten Klasse auszuweiten. Zudem soll BaföG auch gezahlt werden, wenn sie bei den Eltern wohnen. Wohnen sie nicht mehr bei den Eltern, sollen die Schülerinnen und Schüler einen Wohnkostenzuschuss erhalten.

Die Bundesregierung muss mit den Bundesländern über die gemeinsame Finanzierung der erweiterten Ausbildungsförderung verhandeln. Im Haushaltsjahr 2013 sollen zusätzlich 100 Millionen Euro bereit gestellt werden. Nur dann kann die erweiterte Schülerförderung im Schuljahr 2013/2014 beginnen.

Den Antrag der SPD-Bundestagsfraktion finden Sie unter:
http://dip.bundestag.de/btd/17/095/1709576.pdf

Gleichgeschlechtliche Ehen ermöglichen

Eingetragene Lebenspartnerschaften sind Ehen noch immer nicht vollständig gleichgestellt. So werden weiterhin Lebenspartner beim Einkommenssteuerrecht nicht gemeinsam veranlagt und die gemeinsame Adoption eines fremden Kindes ist für sie nicht möglich. Diese Diskriminierungen können durch eine rechtliche Gleichstellung der Lebenspartnerschaft nur unzureichend beseitigt werden. Aus diesem Grund fordert die SPD-Bundestagsfraktion die Bundesregierung in ihrem Antrag auf, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen.

Die Bundesregierung verweigert homosexuellen Paaren nach wie vor die Ehe und zementiert so die diskriminierende Haltung gegen Lesben und Schwule in Deutschland. Die schwarz-gelbe Koalition stellt sich damit selbst ins Abseits. Dass sie den Anschluss in dieser Frage nicht nur an Europa, sondern auch an die USA verloren hat, zeigt sich besonders in diesen Tagen: US-Präsident Obama hat ein jahrzehntelanges Tabu gebrochen, indem er sich eindeutig für die gleichgeschlechtliche Ehe aussprach. Genauso unmissverständlich äußerte sich auch der neue französische Präsident Francois Hollande. Bei unseren europäischen Nachbarn Holland, Belgien, Schweden, Spanien und Portugal können Schwule und Lesben bereits heiraten. Und selbst der konservative englische Regierungschef Cameron plädiert für die gleichgeschlechtliche Ehe.

Den Antrag der SPD-Bundestagsfraktion finden Sie unter: http://dip.bundestag.de/btd/17/081/1708155.pdf

Verlängerung des UNIFIL-Mandates

Der Deutsche Bundestag hat die Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) um ein Jahr verlängert. Die UNIFIL-Mission wurde bereits 1978 beschlossen und ist damit eine der ältesten aktiven Beobachtermissionen der Vereinten Nationen. Im Jahr 2006 wurde die Mission erweitert und auf die Küstengewässer des Libanon ausgeweitet. Das deutsche UNIFIL-Mandat umfasst weiterhin die Sicherung der seeseitigen Grenzen und die Unterstützung der libanesischen Streitkräfte beim Aufbau von maritimen Fähigkeiten zur Kontrolle der Küstengewässer. Die personelle Obergrenze des Mandats liegt bei 300 Soldatinnen und Soldaten. Die Zusatzausgaben für die Verlängerung betragen 31,3 Mio. €. Davon entfallen 15,6 Mio. € auf das Haushaltsjahr 2012 und rund 15,7 Mio. € auf das Haushaltsjahr 2013.

Die UN-Mission UNIFIL trägt mit ihrer maritimen Komponente zur Vermeidung bewaffneter Auseinandersetzungen und zur Stabilität des Libanon und der gesamten Region bei. Zugleich wird angesichts der Verschlechterung der Sicherheitslage im Libanon dem UNIFIL-Mandat eine besondere Bedeutung beigemessen, da es dazu beitragen kann, der Destabilisierung des Libanon in Anbetracht der innenpolitischen Spannungen und des Konflikts im Nachbarland Syrien entgegen zu wirken.

Verhandlungen zum Fiskalpakt – Zur Sitzungswoche vom 11.-15. Juni 2012

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Die Stimmung ändert sich – in Deutschland und in Europa. Mit den Wahlen von Hannelore Kraft, Torsten Albig und François Hollande zeigt sich, dass die Politik der Sozialdemokratie stärker wird.

Nach der ersten Runde der Parlamentswahlen am Sonntag in Frankreich zeichnet sich eine historische Alleinherrschaft der Sozialisten von Präsident François Hollande ab. Die Schwesterpartei der SPD wurde klar stärkste Kraft und kommt wahrscheinlich sogar ohne Koalitionspartner aus. Es wäre das erste Mal, dass in Frankreich eine linke Partei den Präsidenten stellt und zugleich die Mehrheit in beiden Parlamentskammern hat.

Seit Dienstag ist Torsten Albig neuer Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Er bekam im Landtag 37 von 69 Stimmen, zwei mehr, als das Bündnis aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband hat. Mit einer klaren rot-grünen Handschrift will die neue Landesregierung mehr in Bildung und Kommunen investieren und die Energiewende zum Zukunftsthema im Land machen.

Am Dienstag wurde zudem in Düsseldorf nach nur drei Wochen intensiver Verhandlungen der Koalitionsvertrag von NRWSPD und Bündnis 90/Die Grünen NRW unterzeichnet. Die Koalitionsvereinbarung für 2012-2017 trägt den Titel: „Verantwortung für ein starkes NRW – Miteinander die Zukunft gestalten.“ Einer der Schwerpunkte ist die Bildungspolitik. Die Koalition möchte eine Ausbildungsgarantie für Schulabgänger erreichen und die Inklusion vorantreiben. Das bedeutet: Weniger Ausbildungssuchende in Warteschleifen und längeres gemeinsames Lernen in der Schule. Außerdem will die neue Regierung bis 2017 eine Milliarde Euro einsparen und eine Schuldenbremse in die Landesverfassung aufnehmen. Dabei gilt aber das Versprechen aus dem Wahlkampf, die Kommunen weiter zu stärken. Trotz schwieriger Haushaltslage wird die Kommunalfinanzierung auf hohem Niveau bleiben. Hannelore Kraft kann mit breiter Unterstützung ihre erfolgreiche Politik mit Herz und Verstand fortsetzen. Die Wahl der Ministerpräsidentin findet in der nächsten Woche im Landtag statt.

Die Themen dieser Sitzungswoche habe ich im folgenden Infodienst für Sie zusammen gefasst.

Mit freundlichen Grüßen

Oliver Kaczmarek

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Die Themen:

1. Die europäische Finanzkrise und der aktuelle Verhandlungsstand zum Fiskalpakt
2. Betreuungsgeld verhindern, Kitas ausbauen
3. Arbeitslosenversicherung weiter entwickeln
4. Freiwilligendienste in zivilgesellschaftlicher Verantwortung stärken
5. Zivile Krisenprävention strategisch ausrichten

Die europäische Finanzkrise und der aktuelle Verhandlungsstand zum Fiskalpakt

Die Ankündigung Spaniens, Hilfe aus dem Euro-Rettungsschirm zu beantragen, ist Ergebnis einer dramatischen Entwicklung. Die spanische Regierung bekennt damit, dass das Land aus eigener Kraft nicht mehr weiter kommt. Dies zeigt einmal mehr: Die Krise ist nicht gelöst, sie verschärft sich! Bundeskanzlerin Merkel wollte durch eine harte Sparpolitik eine Mauer errichten, damit die Probleme Griechenlands nicht zur Ansteckung der größeren Volkswirtschaften in der Eurozone führen. Doch die Krise frisst sich von den Ländern am Rande der Eurozone in das Zentrum des Währungsraums. Mit Spanien ist jetzt die viertgrößte Volkswirtschaft im Euro-Raum betroffen. Italien, das ebenso ungebremst in den Teufelskreis aus Rezession und Kapitalflucht rutscht, wäre die drittgrößte. Das hebt die gesamten Rettungspläne aus den Fugen. Denn jeder neue Hilfskandidat fällt auch als Garantiegeber für die Rettungsschirme aus.

Tatsache ist: 25 % Arbeitslosigkeit in Spanien, 50 % Jugendarbeitslosigkeit, das Eingeständnis des spanischen Finanzministers, den Zugang zum Kapitalmarkt verloren zu haben. Im 1. Quartal 2012 haben private Kapitalanleger fast 100 Milliarden Euro aus Spanien abgezogen. Unternehmen bekommen keinen Kredit mehr. Der Realwirtschaft fehlt das Geld, um wieder auf die Beine zu kommen. Dabei hat Spanien kein Staatsschuldenproblem, sondern ein Bankenproblem. Die Erschütterungen der Finanzmarktkrise, die steigende Arbeitslosigkeit und die rapide steigende Verschuldung haben dazu geführt, dass die Banken vor dem Ruin stehen. Spanien wird jetzt 100 Milliarden Euro Hilfskredite für seine Banken bekommen. Vor allem brauchen wir aber Klarheit darüber, ob diese Summe reicht.

Der Fall von Spanien lehrt jeden, der die Augen aufmacht, noch einmal: Die falsche Diagnose zieht die falsche Medizin nach sich. Merkel behauptet, die Staatsverschuldung sei die Ursache der Krise. Tatsache ist aber, dass Spanien ebenso wie Irland und Italien vor der Finanzmarktkrise 2007 und 2008 historisch niedrige Staatsschuldenstände hatte. Es war ihr Eingreifen um den Finanzmarkt zu stabilisieren und private Verschuldung auszugleichen, die die Staaten belastet hat. Tatsache ist, dass jetzt Rezession und Verlust von Vertrauen zu einer sich selbst verstärkenden Kapitalflucht führen, die Spanien und auch Italien in einen Staatsfinanzierungsnotstand treibt. Darauf mit dem sturen Gebot zu reagieren, kurzfristig nichts zu tun, außer Staatsausgaben zu kürzen, destabilisiert die Krisenländer nur noch mehr und treibt am Ende auch die Risiken für Deutschland als Kreditbürge und vor allem als Volkswirtschaft und damit für Tausende Arbeitsplätze in die Höhe.

Verhandlungen zum Fiskalpakt

Wir brauchen einen Kurswechsel der Politik, wenn wir den Euro und die wirtschaftliche Integration Europas retten wollen. Jede rechtlich fixierte Schuldenbegrenzung wird nichts bringen, wenn wir nicht die Bedingungen schaffen, damit öffentliche Haushalte sich konsolidieren können. Das ist der Grund, warum die SPD in den Verhandlungen zum Fiskalpakt klare Bedingungen formuliert hat: Europa braucht neues Wachstum und solide Einnahmen bei Steuern und Sozialversicherungen, um die Krise zu bestehen. Wir brauchen Investitionsimpulse, damit die Realwirtschaft wieder anspringt. Wir müssen die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen. Wir müssen ehrlich sagen, dass das Geld kostet. Und wir müssen auch deshalb die Finanztransaktionssteuer einführen, damit der Finanzsektor angemessen an den Kosten beteiligt wird.

In den Verhandlungen mit der Bundesregierung haben wir vergangene Woche bei der Finanztransaktionssteuer einen Durchbruch erreicht. Das ist ein großer Erfolg für die SPD. Die Vertreter der Regierung haben zugestanden, dass wir den Weg der verstärkten Zusammenarbeit von mindestens neun Staaten wählen, um die Steuer so schnell wie möglich einführen zu können. Schließlich gibt es Gespräche der Länder mit dem Bundesfinanzminister in denen sie fordern, dass ihnen keine zusätzlichen Lasten aus der innerstaatlichen Umsetzung des Fiskalpaktes entstehen. Der Bundesrat muss dem Fiskalpakt ebenfalls mit einer Zweidrittel Mehrheit zustimmen.

Betreuungsgeld verhindern, Kitas ausbauen

Nach Plänen der Bundesregierung sollen Eltern ab 2013 ein Betreuungsgeld erhalten, wenn sie für ihre ein- bis dreijährigen Kinder keine Kindertageseinrichtung in Anspruch nehmen. Diese Leistung ist bildungs-, integrations- und gleichstellungspolitisch verfehlt und verfassungsrechtlich problematisch. Zudem verursacht sie hohe Kosten. Sie wird von Fachverbänden, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und einer gesellschaftlichen Mehrheit abgelehnt.

Besonders für Kinder aus sozial schwächer gestellten Familien und Kinder aus Familien mit Einwanderungsbiographie ist das Betreuungsgeld eine bittere Pille. Sie profitieren am stärksten vom Kita-Besuch. Wir wissen: Je früher ein Kind eine Kita besucht, desto besser sind ihre Aussichten auf eine gute Sprachkompetenz und ihren späteren Bildungserfolg. Mit ihren Plänen konterkariert die Bundesregierung jedoch den erheblichen Nachholbedarf bei der Betreuung von Kindern unter drei aus Einwandererfamilien. Sie bedeuten einen bildungs- und integrationspolitischen Rückschritt, der erhebliche soziale Folgekosten nach sich zieht. Auch die Studie der OECD über die Erfahrungen mit dem Betreuungsgeld in Österreich, Norwegen und der Schweiz bestätigt dies.

Das Betreuungsgeld bietet finanzielle Anreize für eine traditionelle Rollenverteilung und fördert die ungleiche Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern. Insbesondere Mütter mit Migrationshintergrund bleiben verstärkt zuhause. In der derzeitigen Fachkräftediskussion muss die Bundesregierung aber auch das Arbeitskräftepotenzial von Müttern mit Einwanderungsbiographie fördern.

Daher fordert die SPD-Bundestagsfraktion die Bundesregierung in ihrem Antrag auf, das Betreuungsgeld nicht einzuführen. Die dafür vorgesehenen Mittel sollen stattdessen in den zusätzlichen Ausbau von frühkindlicher Bildung und Betreuung für Kinder unter drei Jahren fließen. Der Rechtsanspruch für Kinder auf Förderung ab dem 1. August 2013 ist umzusetzen. Dazu müssen Bund, Länder und Kommunen auf einem Krippengipfel konkrete Maßnahmen verabreden.

Den Antrag der SPD-Bundestagsfraktion finden Sie unter:
http://dip.bundestag.de/btd/17/095/1709572.pdf