Situation in der Berufsausbildung – Debatte über den Berufsbildungsbericht

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In dieser Woche debattierte ich im Plenum des Deutschen Bundestags über den Berufsbildungsbericht 2017 mit. Die Ergebnisse zeigen, dass in vielen Firmen die Bereitschaft auszubilden zurückgeht. Nur jeder fünfte Betrieb in Deutschland leistet durch Ausbildung noch einen aktiven Beitrag gegen den Fachkräftemangel in unserem Land. Insgesamt wurden 520 300 Ausbildungsverträge geschlossen – im Jahr 2006 waren es noch 576 000. Zudem besteht weiterhin ein sogenanntes „Passungsproblem“: in bestimmten Regionen und Berufen bleiben viele Stellen unbesetzt. Zum Stichtag am 30. September waren 43 500 Ausbildungsplätze nicht vergeben. Zugleich konnten 20 600 Jugendliche keinen passenden Ausbildungsplatz finden und es gab 60 100 Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative und weiterem Vermittlungswunsch. Dabei landen insbesondere Hauptschüler immer häufiger im Übergangsbereich. Nur jeder zweite schafft den direkten Sprung von der Schule in die Ausbildung. Dafür brauchen wir regional unterschied­liche Lösungen und eine Garantie, dass junge Menschen, wenn sie die Aus­bildungsvoraussetzungen erfüllen und ausgebildet wer­den wollen, einen Ausbildungsplatz bekommen. Denn wir können es uns wirtschaftlich und gesellschaftlich nicht leisten, Tausende Menschen pro Jahr in bestimmten Regionen nicht auszubilden.

 

Der Berufsbildungsbericht zeigt aus meiner Sicht auch, dass die aktuelle Debatte, die unter der Überschrift „Akade­mikerwahn“ geführt wird, keine große Berechtigung hat und in die falsche Richtung führt. Es geht nicht um das Ausspielen von akademischer gegen berufliche Bildung, sondern es geht um gleiche Wertschätzung. Denn die Trennung zwischen akademischer und beruflicher Bildung weicht weiter auf.

Immer mehr Auszubildende beginnen eine Ausbildung mit ei­ner Hochschulzugangsberechtigung. Sie interessieren sich für eine sinnvolle und gute Kombination von beruflichen und akademischen Inhalten. Deswegen müssen wir das als Herausforderung begreifen und mehr für die Durch­lässigkeit von akademischer und beruflicher Bildung in beiden Richtungen tun.

Das heißt, wir brauchen neue Wege. Wir brauchen den Bachelor auf der Grundlage einer beruflichen Aus­bildung, verknüpft mit akademischen Inhalten. Wir brau­chen für die Meisterinnen und Meister den Zugang zum Masterstudium. Zur Gleichheit gehört auch: Stu­diengebühren bleiben abgeschafft. Ich hoffe, das bleibt auch in Nordrhein-Westfalen so. Ebenso müssen die Ge­bühren für die Meister- und Technikerkurse abgeschafft werden. Das zeugt von einer gleichen Wertschätzung von akademischer und beruflicher Bildung.

 

 

Den Berufsbildungsbericht 2017 finden Sie hier.

 

Meine Rede können Sie sich hier ansehen.